Wer für die Erhaltung des Ferienheims Oberrickenbach der Stadt Luzern plädiert, schreibt sich ins Gästebuch ein. Das Lagerteam sammelt die Namen und gibt sie den zuständigen Stellen weiter.
Besonders willkommen sind ehemalige Lagerkinder, die gute Erinnerungen ans Lager Oberrickenbach haben.
Via Facebook können ehemalige Lagerkolleginnen und -kollegen gesucht und angeschrieben werden. Das Lagerteam hat ein eigenes Facebook-Profil eröffnet, um sich zu vernetzen: Vorname: Lager. Nachname: Oberrickenbach.
In den 30 Lagerjahren des Teams sind über 2000 Kinder während der 2 Lagerwochen betreut worden. Wenn alle sich ins Gästebuch einschreiben und die Eltern, Grosseltern und Geschwister ebenfalls mitmachen, könnten einige Tausend Lagerhaus-Fans zusammenkommen.
Das Kurhaus Brisen wurde ehemals in zwei Bauetappen -1906 und 1913 – fertig erstellt. Um die Jahrhundertwende florierte der Tourismus in Wolfenschiessen / Oberrickenbach. Damals wurden die Feriengäste mit Pferd und Wagen am Schiffsteg in Stansstad abgeholt und in die Kurhotels kutschiert.

1919 Entschied der Stadtrat Luzern sich zum Kauf des Kurhaus Brisen, um der steigenden Nachfrage an Plätzen in den Ferienkolonien gerecht zu werden. „Die staubfreie Luft, die Ruhe und die herrliche Frische des Sommers galten als günstige Kurfaktoren. Auch die schönen Wälder und die grosse Auswahl an Bergtouren wurden hervorgehoben. […] Das vierstöckige Haus wies 40 einzelne Schlafzimmer und weitere 3 Angestelltenzimmer im Dachgeschoss auf. […] Die Einteilung des Hauses und dessen Einrichtung war natürlich ganz hotelgemäss: Eine Hotelhalle, ein Büro, ein Damensalon, ein Badezimmer, eine Vestibulhalle, ein Office, ein Speisesaal, zwei Veranden, ein Restaurant, Küche, Keller etc. zählten zu den Räumlichkeiten des Gebäudes. […] Die Umgebung des Ferienheimes (mit 5890 Quadratmeter Land) war als Parkanlage mit Gartenbänken, Stühlen und Tischen gestaltet. […] Die zum Kurhaus gehörende Alp Fellboden konnte zu Fuss in etwa 10 Minuten erreicht werden. […] Ein Teil der Alp war als Erholungsgebiet gestaltet. Ein künstlich angelegtes Bergseelein diente den Kurgästen als idyllischer Aufenthaltsort. Von all diesen Einrichtungen durften nun die Ferienkolonisten profitieren.“ [Quelle: Ferienkolonien und Ferienlager der Stadtschulen Luzern 1894-1985 – Eine Analyse von Dokumenten, Lizentiatsarbeit von Peter Binder, Juli 1986]

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Kurhaus Brisen ca. 1900

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Fast 100 Jahre lang wurden für die Stadtschulen Luzern Sommerferienlager im Ferienheim Oberrickenbach durchgeführt. Im Jahr 2009 fand das Oberrickenbach Lager das letzte Mal im Ferienheim Oberrickenbach statt. Der Stadtrat, das Parlament und auf Grund einer Volksabstimmung im Juni 2010 auch die Mehrheit der Stimmberechtigten wollten das Haus verkaufen. Es wurde im August 2009 geschlossen. In virtueller Form kann das Haus in seiner dazumaligen Form auf Google Maps trotzdem noch besichtigt werden.

Das langjährige Leitungsteam war betroffen vom Entscheid. Es hätte das Sommerlager der Stadtschulen Luzern gerne weiter in diesem perfekt geeigneten Haus und seiner Umgebung organisiert. In dieser kritischen Zeit für das Fortbestehen des Sommerlagers in seiner dazumaligen Form wurde diese Website gegründet, unter anderem auch um gegen den Entscheid anzukämpfen. Das Ferienheim wurde schlussendlich verkauft und abgerissen.

Zur Erinnerung an die Kampagne gegen den Verkauf und Abriss des Ferienheims Oberrickenbach haben wir einige Pressemitteilungen und Kommentare zum Thema gesammelt:

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Pressemitteilungen

Wohnsiedlung statt Ferienlager

Die Stadt Luzern hat einen Käufer für das Ferienheim in Oberrickenbach gefunden. Jetzt entsteht dort ein Wohnquartier für Familien. Das Geschäft steht kurz vor dem Abschluss. Zwei Jahre, nachdem die Stadt-luzerner an der Urne dem Verkauf des städtischen Ferienheims in Oberrickenbach ob Wolfenschiessen zugestimmt hatten, kann die Stadt Luzern die Liegenschaft mit rund 6000 Quadratmetern Land verkaufen. Sechs Interessenten hatten sich gemeldet, davon drei aus Oberrickenbach selber und je einer aus Wolfenschiessen, Ennetmoos, Luzern, Udligenswil und Zürich. Der Zuschlag geht nun an Einheimische – an die Waser Holzbau AG, Oberrickenbach und die Korporation Wolfenschiessen, welche als neu zu gründende Sunnehang Brisä AG als gemeinsame Käufer auftreten. Mit 600 000 Franken ist der Verkaufspreis niedriger als von der Stadt Luzern ursprünglich gewünscht. Ihr war ein Verkaufspreis zwischen 180 und 200 Franken pro Quadratmeter vorgeschwebt, also total 1,08 bis 1,2 Millionen Franken. «Aufgrund des Preisangebotes mussten wir den Verkaufspreis anpassen. Ausschlaggebend war für uns, dass die Liegenschaft in einheimische Hände geht, welche auf der Parzelle günstigen Wohnraum schaffen, was ja dem Ort zugute kommt. Darum hat sich der Stadtrat für diesen Verkauf entschieden», erklärt Luzerns Stadtbaumeister Bruno Weishaupt. Bei den anderen Kaufinteressenten hätten zum Teil klare Vorstellungen zur Nutzung oder der lokale Bezug gefehlt. Der Verkaufserlös kommt der Stiftung Ferienheime und Ferienlager der Stadtschulen Luzern zugute. Die Stiftung hat zum Zweck, Ferienlager für die Schulen der Stadt Luzern sicherzustellen und Kindern aus Familien mit geringerem Einkommen einen Aufenthalt in einem der Ferienheime zu ermöglichen.«Mir schwebte ursprünglich vor, die Parzelle zu kaufen, das Ferienheim abzureissen und Wohnhäuser zu bauen», sagt Bruno Waser, Geschäftsinhaber und Geschäftsführer der Waser Holzbau AG. Da sich die Korporation Oberrickenbach ebenfalls für den Kauf interessiert hatte, beschloss man, gemeinsame Sache zu machen. «Uns war wichtig, dass die Liegenschaft in einheimischen Händen bleibt. Wir hätten bedauert, wenn ir-gendwelche Auswärtigen die Parzelle gekauft hätten, ohne dass das Dorf einen Nutzen in Form einer nachhaltigen Dorfentwicklung gehabt hätte.» Dem schliesst sich auch Roland Christen, Korporationsvogt der Korporation Oberrickenbach an. In den nächsten Wochen wechseln nun voraussichtlich Liegenschaft und Grundstück den Besitzer. Klar ist, dass die fast 90 Jahre dauernde Ära des Ferienheims auf Oberrickenbach vorbei ist. «Die Investitionen wären viel zu hoch, um das sanierungsbedürftige Haus wieder für Ferienlager nutzen zu können», so Waser. Die Einnahmen, die man mit den Lagern hereinholt, würden dafür nicht ausreichen. Die Auslastung war zwar nicht schlecht, aber selbst ohne Sanierungskosten konnte man die Ausgaben nur knapp decken.» Die Sunnehang Brisä AG verfolgt eine andere Strategie. Das baufällige Haus wird abgerissen und das Land parzellenweise an Bauinteressierte verkauft, die darauf ein Einfamilienhaus bauen wollen. Im Frühling/Sommer 2013 sollen die ersten Parzellen verkauft werden. Man wolle den Bau der Häuser bewusst den Käufern überlassen. «Stellen wir eine fixfertige Überbauung auf, könnte es sein, dass Käufer ausbleiben, weil das Haus nicht ihrem Geschmack entspricht.» Geplant sind acht bis zehn Einfamilien-häuser «zu einem attraktiven Quadratmeterpreis, der es jungen Familien erlaubt, den Traum des Eigenheims zu verwirklichen». Dass die abgelegene Lage Familien davon abhalten könnte, in die Siedlung zu ziehen, glaubt Waser nicht. «Wir sind gut erschlossen – auch dank Postauto und Schulbus, die mehrmals täglich nach Wolfenschiessen fahren.» Bereits hätten sich fünf Interessenten gemeldet. Sobald der Gestaltungsplan bewilligungsfähig sei, werde das Ferienheim abgebrochen und offiziell mit dem Verkauf gestartet. Das Haus wurde ursprünglich als Pension gebaut, 1918 von der Stadt Luzern gekauft und für Klassenlager genutzt. Das Stadtparlament diskutierte zweimal über die letzten beiden städtischen Ferienheime in Oberrickenbach und Bürchen VS. 2005 wurde mit 22 gegen 17 Stimmen ein Kredit von 4 Millionen Franken für die beiden Häuser beschlossen. Die Detailabklärungen sowie neue Auflagen zur Erdbeben- und Lawinensicherheit zeigten jedoch, dass für die Sanierung der beiden Häuser 6,5 Millio-nen Franken nötig wären, davon 4 Millionen alleine für Oberrickenbach. Der Stadtrat befand dies für zu teuer und schlug 2009 dem Stadtparlament vor, die beiden Häuser zu verkaufen. Für Bürchen laufen die Verkaufsverhandlungen noch.

Plädoyer für Oberrickenbach – Zur Abstimmung über das Ferienheim Oberrickenbach am 13. Juni. Mari Stübi

Viele Stadtluzernerinnen und Stadtluzerner erinnern sich gerne an ihre Lagerzeit im Ferienheim Oberrickenbach. Jetzt will die Stadt Luzern dieses stets gut ausgelastete Lagerhaus verkaufen, weil ihr das Geld für die dringend nötige Renovation nicht wert ist. Unterm Strich machen die Behörden aber die bessere Rechnung, wenn sie das Haus behalten und schnellstmöglich auf Vordermann bringen, statt in Zukunft teuer private Lagerhäuser zu mieten und damit das Portemonnaie von Familien zu belasten. Lager sind nicht per Zufall seit Jahrzehnten ein Renner. Sie stehen für eine sinnvolle Freizeitgestaltung, weil sie eine ereignisreiche Zeit in der Gruppe ermöglichen, Bewegung und Kreativität drinnen wie draussen fördern und schöne Erinnerungen hinterlassen.

Erhalt oder Verkauf des Ferienheims Oberrickenbach

Zum ersten Mal können die Stimmberechtigten der Stadt Luzern über ein konstruktives Referendum befinden. Sie entscheiden am 13. Juni 2010, was mit dem Ferien heim Oberrickenbach und was mit dem Ferienheim Bürchen geschieht.

DC. Die beiden Ferienheime der Stadt Luzern, Oberrickenbach im Kanton Nidwalden und Bürchen im Kanton Wallis, sind über100 Jahre alt und sanierungsbedürftig. Der Grosse Stadtrat hat 2005 einem Kredit von 4 Millionen Franken für die Sanierung und die Betriebsoptimierung der beiden Häuser zugestimmt. Vertiefte Abklärungen haben mittlerweile ergeben: Der Sanierungsbedarf ist weit grösser als bisher angenommen. Zusätzliche Kosten verursachen zudem neue Auflagen im Bereich der Lawinen- und Erdbebensicherheit. Gemäss neusten Berechnungen würde sich eine Sanierung der beiden Heime auf 6,55 Millionen Franken belaufen. Der Stadtrat hat angesichts dieser Kosten dem Parlament gänzlich neue Möglichkeiten zur Gestaltung der Angebote für Ferien- und Freizeitaktivitäten vorgeschlagen: Die beiden Ferienheime sollen verkauft und der Erlös aus dem Verkauf in die Stiftung Ferienheime und Ferienlager der Stadtschulen Luzern (kurz: Stiftung Ferienheime) eingebracht werden. Das Stiftungskapital würde sich dadurch auf rund 3,7 Millionen Franken erhöhen. Mit dem Zinsertrag und durch jährliche Entnahmen aus dem Stiftungskapital könnte das Angebot für Ferien- und Freizeitaktivitäten der Stadt Luzern weiterentwickelt und mitfinanziert werden. Jährlich würden dafür225’000 Frankenbenötigt.

Zeitgemässes Angebot Die Stiftung Ferienheime soll neben dem breiten Angebot von Sport-und Kreativwochen, Schülerturnieren, Schneesportlager, Ferienwanderung, Ferienpass auch weiterhin Klassenlager unterstützen und zusätzlich Beiträge an Kinder bedürftiger Eltern entrichten. Durch den Verkauf sollen die verfügbaren Mittel in ein zeitgemässes Angebot für Kinder und Jugendliche und nicht in die Instandsetzung und Instandhaltung von Lagerhäusern fliessen.

Parlamentsdebatte Bei der Behandlung der Vorlage im Grossen Stadtrat unter-stützten die bürgerlichen Parteien den Verkauf beider Ferienheime. Die Ratslinke wollte Bürchen verkaufen und Oberrickenbach behalten. Die FDP Fraktion sprach sich für den Verkauf der alten Häuser und für ein zeitgemässes Angebot an Ferien- und Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche aus. Die CVP-Fraktion hatte sich schon im Jahr 2005 für den Verkauf der Lagerhäuser ausgesprochen. Es sei nicht Aufgabe der Stadt, sich eigene Ferienlagerhäuser zu leisten. Die SVP-Fraktion war mit dem Verkauf der Ferienheime, nicht aber mit dem vorgeschlagenen Beitragssystem für Ferien- und Freizeitangebote einverstanden. Die SP/JUSO-Fraktion beantragte Rückweisung der Vorlage. Der Stadtrat unterschätze den Aufwand und überschätze die Möglichkeit, Lagerhäuser anzumieten. Die Fraktion der Grünen/Jungen Grünen sprach sich ausbildungs- und sozialpolitischen Überlegungen gegen die Vorlage aus. Zudem würde die Stiftung durch die jährlichen Kapitalentnahmen ausgeblutet.

Konstruktives Referendum Da alle Anträge von SP/JUSO abgelehnt wurden, kündigte die Fraktion ein konstruktives Referendum an. Ein konstruktives Referendum bedingt die Zustimmung von mindestens zehn Parlamentsmitgliedern zu einem Gegenvorschlag. Mit dem Gegenvorschlag soll eine Vorlage, die im Parlament eine Mehrheit gefunden hat, abgeändert werden. Im konkreten Fall folgen 20 Mitglieder des Parlaments dem Gegenvorschlag der SP/JUSO-Fraktion. Dieser Gegenvorschlag verlangte, nur Bürchen zu verkaufen. Das Ferienheim Oberrickenbach soll Eigentum der Stadt Luzern bleiben und instand gestellt werden. Ein Referendumskomitee hat fristgerecht 1309 gültige Unterschriften gesammelt und somit das konstruktive Referendum zustande gebracht.

Entscheidmöglichkeiten Beim konstruktiven Referendum kommt die Vorlage so, wie sie der Stadtrat vorgeschlagen und wie sie das Parlament verabschiedet hat, gemeinsam mit dem Gegenvorschlag zur Abstimmung. Die Stimmberechtigten können einer dieser beiden Vor-lagen zustimmen. Die Ablehnung beider Vorlagen ist ausgeschlossen. Es tritt also entweder die vom Stadtrat beantragte und vom Grossen Stadtrat verabschiedete Vorlage (Verkauf beider Ferienheime Oberrickenbach und Bürchen) oder die Vorlage mit dem Gegenvorschlag (das konstruktives Referendum, das den Verkauf von Bürchen und den Erhalt von Oberrickenbach fordert) in Kraft.

Stimmempfehlung Grosser Stadtrat und Stadtrat empfehlenden Stimmberechtig-ten, der Vorlage des GrossenStadtrates zuzustimmen.


Stellungnahme des Referendumskomitees:

«Der Entdeckerclub Tanzania Vacanzia wird bald für immer geschlossen. Wirkt der riesige Zauber aus Afrika wohl weiter? Vielleicht …», so begann im vergangenen Sommer die letzte Meldung des «Lagerdrahtes» der Stadtschulen Luzern. In der Tat, noch gibt es Hoffnung für das stadteigene Ferienheim Oberrickenbach. Ein Komitee von Sozialdemokraten und Grünen hat das «Konstruktive Referendum» ergriffen, es will den Verkauf verhindern und die Sanierung des Hauses erreichen, veräussert werden soll hingegen das Ferienheim Bürchen. Die Stadt hat das Ferienheim Oberrickenbach in den vergangenen Jahren verlottern lassen. Zwar hat das Stadtparlament bereits 2005 einen Kredit gesprochen, doch hat der Stadtrates dann unterlassen, den Beschluss zielstrebig umzusetzen. Falls das Ferienheim Oberrickenbach auch verkauft würde, wäre dies das Ende einer bald100-jährigenTradition, wonach die Stadt den Schulkindern, insbesondere auch jenen in bescheideneren Verhältnissen, Ferienmöglichkeiten anbietet. Ein Bedürfnis, das sich zwar gewandelt hat, jedoch noch immer besteht, wie der Bericht eines Lagerleiters 2009 belegt: «Ich bin überzeugt, dass heute mehr denn je Ferienmöglichkeiten geschaffen werden sollten, die den zunehmend bewegungsarmen Kindern etwas zu bieten haben.» Er fuhr fort: «Früher verabreichte man den Kindern eigentliche Milchkuren, holte die Flohtante ins Lager und wanderte täglich. Dies tat damals um die Jahrhundertwendeden Kindern gut. Die heutigen Lager in Oberrickenbach mit viel Bewegung, Spannung und Interkulturalität tun ebenfalls allen Kindern gut.» Oberrickenbach ist der geeignete Ort. Das städtische Haus ermöglicht nicht nur Ferien-, sondern auch Klassenlager. Sowohl Klassen- wie Ferienlager sind einmalige Erlebnisse für Kinder und fördern den Gemeinschaftssinn, schaffen soziale Kontakte und animieren zu kreativen Aktivitäten. Das Nidwaldner Dorf liegt in der Nähe der Stadt Luzern, das Haus hat neben einem grossen Saal auch verschiedene Gruppenräume. Der Standort ist ruhig und doch zentral. Die Nachteile eines Verzichtes auf ein städtisches Ferienheim sind offensichtlich: Zu den begehrten Daten (Winter- und Sommerferien) sind Häuser mit ähnlicher Lage und Infrastruktur wie die städtischen Ferien- und Lagerhäuser über mehrere Jahre ausgebucht. Vor vier Jahren hat auch der Stadtrat noch festgehalten: «Mit der Weiterführung des Betriebes eigener Ferienheime haben die Stadtschulen (…) weiterhin den Vorrang gegenüber Drittenbei der Belegung der Heime. Ohne eigene Heime könnten Klassenlager nicht mehr wie gewünscht durchgeführt werden, d. h. es würde kaum mehr von Interesse sein, überhaupt noch Lager durchzufüh-ren.» (B+A5/2005, S.15).

Vorteile von Oberrickenbach Lagerleiter/innen und Lehrer/innen, die bereits ein grosses Engagement für Kinder und Jugendliche leisten, müssen weniger Aufwand für Vorbereitungen be-treiben. Es ist sehr schwierig, aufwendig und kostspielig, nach Ferienheimen zu suchen, die den gewünschten Anforderungen entsprechen. Eltern haben einen kurzen Weg für Lagerbesuche. Lagerteilnehmer/innen können im Haus mit grossen Räumen auch bei schlechter Witterung agieren. Fazit: Das Ferienheim Oberrickenbach ist ideal für ein freies, attraktives, kindgerechtes Ferienlagerangebot und für Klassenlager. Es ist aber auch hervorragend geeignet für Arbeits- und Übungswochen von Gruppen aller Art, ob von Jugendlichen oder Erwachsenen. Es ist geeignet für Wochenend-Treffen von Vereinen, beispielsweise Probewochenenden für Guuggenmusigen.

Zweiter Makel Die Vorlage hat noch einen zweiten Makel: Sie enthält auch ein Neukonzept der Ferienzeit-Aktivitäten der Stadt. Der Vorschlag ist eine Abbau-Vorlage. Er höhlt die Stiftung Ferienheime innert 25Jahren aus. Die Stiftung hat den Zweck, «die Ferienversorgung für die Schulen der Stadt Luzern sicherzustellen, vor allem aber armen und minderbemittelten Kindern die Aufnahme in städtischen Ferienkolonien und Ferienlagern zu ermöglichen.» Nun soll der Stiftungszweck aus-geweitet und die Stiftung zum Vermögensverzehr freigegeben werden. Ein Kreuz beim Kästchen «Konstruktives Referendum» rettet das Ferienheim Oberrickenbach und verhindert die Aushöhlung der Stiftung Ferienheime.

Hans Stutz

Komitee «Ferienheim Oberrickenbach retten»


Stadt Luzern lässt ihre zwei Ferienheime verlottern

Stadt Luzern lässt ihre zwei Ferienheime verlottern von Die beiden Ferienheime der Stadt Luzern stehen vor dem Aus. Pikant: Bereits 2005 war ein Kredit von vier Millionen Franken für deren Sanierung bewilligt worden.

„Das Ferienheim Oberrickenbach muss Mitte August geschlossen werden, weil die Sanierungen nicht umgesetzt wurden», sagt Alex Eichmann, Präsident der Stiftung Ferienheime und Ferienlager der Stadtschulen Luzern. Auch das Ferienheim Bürchen ist sanierungsbedürftig, kann aber noch bis Mitte 2010 betrieben werden.

Brisant: Das Stadtparlament hatte 2005 einen Kredit von vier Millionen Franken für die Sanierung der beiden Ferienheime bewilligt. Passiert ist seither aber nichts. «Bei der Detailplanung wurde festgestellt, dass neben der Sanierung noch weitere Massnahmen nötig würden», sagte Stadtbaumeister Bruno Weishaupt gestern auf Anfrage von 20 Minuten. Weiter sei die Sanierung zu tief budgetiert worden und zusätzliche Sicherheitsauflagen hätten auch noch mitberücksichtigt werden müssen.

Überrascht von der bevorstehenden Schliessung des Ferienheims Oberrickenbach zeigt sich SP-Fraktionschef Markus Elsener: «Viele Luzerner hängen emotional an dem Heim, weil sie ihre Sommerlager dort verbrachten.» Er prüfe nun einen Vorstoss, um zu erfahren, ob die Schliessung hätte verhindert werden können.

Quelle: 20 Minuten Online Daniela Gigor

Stadt / Region Luzern / Nachrichten / S. 23

Die Fraktion der Grünen und Jungen Grünen im Grossen Stadtrat sorgt sich wegen der geplanten Schliessung der städtischen Ferienheime. In einer Interpellation beauftragt sie den Stadtrat, Fragen rund um den Verkauf zu beantworten. Ausserdem fragt die Fraktion, wie die Möglichkeit für qualitativ hochwertige Schullager weiterhin gesichert wird und macht auf den pädagogischen Nutzen von Ferien- und Schullagern aufmerksam. (red)

Oberrickenbach muss überleben – Zu „Sorge um Bestand der Schullager“, Ausgabe vom 25. Juli

Am Freitag, 24. Juli 2009 war unser letzter Ferientag im Lager der Stadtschulen Luzern in Oberrickenbach. Genauer gesagt war es der letzte Lagertag von rund 70 Kindern, die zwei Wochen Abenteuerferien im Safari Club in Tanzania Vakanzia verbringen durften.

Als einer von neun Lagerleiterinnen und Lagerleitern habe ich in dieser Zeitung bereits vor dem Lager gelesen, dass dies definitiv das letzte Lager einer ganzen Lagerära sein soll. Das Haus soll verkauft werden, da es baufällig sei und eine Renovation über 4 Millionen Franken kosten würde. Ich bin überzeugt, dass heute mehr denn je Ferienmöglichkeiten geschaffen werden sollten, die den zunehmend bewegungsarmen Kindern etwas zu bieten haben.

Früher verabreichte man den Kindern eigentliche Milchkuren, holte die Flohtante ins Lager und wanderte täglich. Dies tat damals um die Jahrhundertwende den Kindern gut. Die heutigen Lager in Oberrickenbach mit viel Bewegung, Spannung und Interkulturalität tun ebenfalls allen Kindern gut. Davon bin ich mit meiner nun 30-jährigen Lagererfahrung überzeugt.

Was wiegt nun mehr? Die einfachen und finanziell begründeten Überlegungen oder die komplexen und finanziell nicht nachweisbaren Erfolge bei den Kindern? Ich möchte anregen, den finanziell und bautechnischen Überlegungen auch gesundheitspolitische und soziale Argumente gegenüberzustellen.

Peter Binder, Balzers – (im Namen des ganzen Lagerteams)

Zwei feurige Plädoyers für das Lager Oberrickenbach

Wenn ich die beiden glücklich lachenden Mädchen aus dem Lager in Oberrickenbach im «Lagerdraht» anschaue, erinnere ich mich mit Dankbarkeit an die vielen Sommerferienwochen, die ich in dem alten Haus verbringen durfte. Die Ferienkolonien oberhalb des Nidwaldner Dorfes waren bei mir fast beliebter als die anschliessenden Hotelferien mit unseren Eltern! Es gab eine Kegelbahn, eine Bibliothek, jede Menge Spiele und – Stelzen! Ab und an fand in der Kegelbahn ein Kleinkaliber-Wettschiessen statt … Und recht viel Zeit durften wir auch selber gestalten, ohne Programm der Leitung. Wanderungen auf die Bannalp oder für die Grösseren auf den Chaiserstuel wechselten sich ab mit Baden im Seeli etwas oberhalb Oberrickenbachs. Nicht zu vergessen die Mahlzeiten, die bei schönstem Wetter im Park unter den Kastanienbäumen an langen Holztischen eingenommen wurden. Sinnvoll war auch die Zuteilung verschiedener Ämtchen an uns Kinder, die uns immer zu einer bestimmten Zeit des Tags beschäftigten.

Ich bin davon überzeugt, dass gerade in den nächsten, wirtschaftlich schwierigen Zeiten Oberrickenbach eine sehr gute Gelegenheit für Schulkinder ist, die Ferien nicht mit Herumhängen in den Quartieren, sondern zusammen mit neuen Kameraden in einer schönen und gesunden Umgebung zu verbringen. Es lassen sich bestimmt Mittel und Wege finden, das Haus und die Umgebung vernünftig zu sanieren. Es bracht je keinen Luxus und keinen Wellnessbereich … Vielleicht könnten die Lehrlinge, die sonst bei Bergbauern Wege bauen, einmal zusammen mit Arbeitslosen und unter der Leitung weniger Fachleute etwas für die Schulkinder aus der Stadt Luzern tun? Aus Erfahrung weiss ich, dass sich auch im Budget der Stadt eine Lösung finden lässt.

Menga Bühler, Hochdorf

 

 

 

 

 

Am 19. Juli war Besuchstag im Ferienheim der Stadt Luzern in Oberrickenbach. Ein wehmütiger Tag! Nicht etwa, weil sich hier in den letzten 91 Jahren die Gäste – darunter auch unsere Kinder und nun seit drei Jahren unser Enkel – unwohl gefühlt hätten. Wehmütig viel mehr, weil dieses Traditionshaus im August geschlossen und verkauft werden soll.

Kein Wunder also, dass es Lagerleiter Reto bei der Gästebegrüssung die Stimme verschlug. Und auch bei vielen anwesenden Besuchern schlich sich eine Träne ins Auge. Seit 30 Jahren hat Reto mit viel Geschick und zusammen mit einem engagierten Team in diesem einfach eingerichteten Haus den Kindern tolle Ferien ermöglicht, wofür allen ein dickes Lob gebührt. Nun aber soll dieses Haus, wie übrigens vorher schon vier andere (und bald folgt noch Nr. 6) «verscherbelt» werden.

Das Stadtparlament hat 2005 aufgrund ungenauer Abklärungen einer Sanierung zugestimmt. Deren Kosten erhöhten sich dann zwei Jahre später bei Detailabklärungen um 50 Prozent, was nun zu dieser unverständlichen Schliessung führt.

Dieses Lager bietet vielen Kindern aus sozial benachteiligten Schichten Ferien und trägt zudem zum multikulturellen Zusammenleben bei. Ob und wie viel der Erlös aus den Hausverkäufen letztendlich verstärkt bedürftigen Kindern Ferien ermöglicht und Klassenlager unterstützt, das muss sich erst noch weisen. Wo aber bleiben jene Kinder, deren Horte in der ersten Ferienwoche wegen Reinigung geschlossen sind, und die während dieser Zeit nicht mehr in die Ferienheime der Stadt Luzern gehen können?

Hansjörg Eicher, Luzern

Zum Artikel «Die Stadt schliesst ihre Ferienheime», Ausgabe vom 7. Juli und zum Lagerdraht vom 17. Juli.
Menga Bühler, Hochdorf und Hansjörg Eicher, Luzern

Zeichnung: Samuel Meister

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